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Prof. Dr. Simon Hahnzog – Stressmanagement
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Prof. Dr. Simon Hahnzog
Stressmanagement
„Stress – das sind die Handschellen,
die man ums Herz trägt.“
(Helmut Qualtinger)
1. Definition von Stress
Der Begriff „Stress“ entstammt der Geologie und bezeichnet einen einseitigen, gerichteten Druck bei tektonischen Vorgängen, und wurde später auch in der Werkstoffkunde allgemein für den Zustand eines Materials verwendet, das unter Zug oder Druck steht.
Die übertragene Bezeichnung hat 1936 der österreichisch-kanadische Mediziner Hans Seyle geprägt. Zugrunde liegt der englische Begriff „stress = Druck, Anspannung, Kraft“, das aus „distress = Sorge, Kummer“ gekürzt ist und letztlich auf lat. „distringere = beanspruchen, einengen“ zurückgeht.
Psychiatrische Definition von „psychischem Stress“:
Belastendes Ereignis, das im Zusammenhang mit anderen Faktoren oder alleine eine körperliche, psychische oder psychosomatische Krankheit zur Folge hat. Übermäßige Arbeit, körperliche Anstrengung, aufwühlende Erlebnisse, Beunruhigung, unbewältigte innere Konflikte u.a. können als Stress bezeichnet werden. (Peters, Uwe Hendrik (2004): „Lexikon: Psychiatrie, Psychotherapie, medizinische Psychologie“.)
Stressreaktionen sind allerdings ganz normale Vorgänge, die den Organismus geistig, körperlich und psychisch für eine Flucht-, Angriffs- oder Verteidigungsreaktion präparieren.
Neben übermäßiger Belastung (Distress) kann Stress somit eine lebenserhaltende und leistungsfördernde Funktion (Eustress) haben, wie Lampenfieber oder Trainingsbelastungen.
„Demnach ergibt sich potentieller Stress, wenn in einer Umwelt-Situation eine Anforderung wahrgenommen wird, die die zu ihrer Bewältigung erforderlichen Fähigkeiten und Kräfte der Person zu übersteigen droht, und dies unter Bedingungen geschieht, in denen die Person einen wesentlichen Unterschied hinsichtlich Nutzen und Kosten bei der Bewältigung der Anforderung gegenüber der Nichtbewältigung erwartet.“ (Krohne/Laux (1982): „Achievement, Stress and Anxiety“.)
Das heißt, Stress hängt davon ab,
- wie eine Person eine Situation bewertet,
- wie sie ihre Bewältigungsstrategien einschätzt.
Stress ist damit das Ergebnis einer kognitiven Bewertung, was wiederum erklärt, dass verschiedene Personen ein und die gleiche Situation als unterschiedlich stressig empfinden:
„Wir werden nicht so sehr von den Dingen beunruhigt als vielmehr von den Gedanken, die wir uns darum machen.“ (Epiktet)